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Die Krise heißt Kapitalismus
Make the rich pay for the Covid-19 crisis
Die Covid-19 Krise hat bestehende soziale Widersprüche und Ungleichheit verschärft. Arbeitslosenzahlen, Kurzarbeit nehmen zu, Entlassungen beginnen und werden mit dem Ende des Kurzarbeitsgeldes und der staatlichen Zahlungen an Großunternehmen nicht gekannte Ausmaße annehmen. Über 40 Milliarden Euro gingen bisher ans deutsche Kapital. Gewisse Unternehmen profitieren von der Covid Krise, während für die Arbeiter*innen dort hohe Arbeitsbelastung, mangelnder Gesundheitsschutz und niedrige Löhne unverändert bestehen bleiben.
Die Pandemie öffnet aber uns Lohnabhängigen auch die Augen über die eigene soziale Realität und darüber was Arbeit ist, wie Arbeit ist und v.a. welche Arbeit wirklich unverzichtbar ist. Bürojobs können auch im Home Office erledigt werden. In der Produktion stellt sich die Frage, ob diese Arbeit wirklich genauso weiter betrieben werden muss und ob der Schutz der Arbeiter*innen vor einer Infektion ausreichend gewährleistet ist. Viele Unternehmen haben ihre Produktion zurück gefahren oder sofern möglich gar komplett umgestellt, beispielsweise auf Beatmungsgeräte (Autoindustrie), Mundschutz-Masken oder Desinfektionsmittel (Schnapsbrennereien). Andere haben ihre seit langem bekannte Ausbeutung mit rechtlich erlaubten Konstrukten schamlos weiter betrieben, wie der Fleischmulti Tönnies, der für eine massenhafte Verbreitung des SARS CoV 2 unter tausenden Arbeiter*innen verantwortlich ist. In Supermärkten saßen lange vor Einführung der Plexiglastrennscheibe über 60 jährige an der Kasse, die eindeutig zur Risikogruppe gehören. In Krankenhäusern, auch am Helios Klinikum Dachau, gab viel zu wenig Schutzmaterial, nicht zwingend notwendige Operationen wurden ganz normal weiter gemacht, einfach deshalb, weil damit Kohle gemacht wird.
Das Wort systemrelevant kam wieder auf. Wer im Supermarkt, Krankenhaus/Pflegeheim, als Busfahrer*in oder als Reinigungskraft arbeitet wurde anfangs vom Balkon aus beklatscht, als wenn diesen Arbeiter*innen nicht schon vorher die Bedeutung des Berufs klar gewesen wäre. Aber scheinbar war es das der Gesellschaft nicht. Den Chefs war das immer klar, aber es spielt keine Rolle. Es ist egal, dass diese Berufe schlecht bezahlt sind, die Arbeitszeiten schlecht sind und die Arbeitsbelastung hoch. Und es ist egal, ob sich Arbeiter*innen infizieren, solange man gewinnbringend weiter machen kann. In diesen systemrelevanten Berufen sind darüber hinaus überwiegend Frauen beschäftigt: 92% in Kindergärten, 76% in Krankenhäusern, knapp 73% im Einzelhandel. Frauen werden grundsätzlich niedriger bezahlt, Frauen wird immer noch die Hausarbeit abverlangt und die Opfer der Zunahme häuslicher Gewalt durch den Lockdown sind ganz klar Frauen.
Der Staat hat einerseits den Großunternehmen Geld geschenkt, andererseits keinerlei Maßnahmen wie eine signifikante Anhebung des Mindestlohns oder eine Mietpreisbremse ergriffen. In Dachau sind die Mieten bundesweit am fünft höchsten, Karlsfeld steht gar auf Platz eins. Wer hier eine bezahlbare Wohnung sucht, braucht oftmals Jahre. Geflüchtete sind weiter Menschen zweiter Klasse, der Staat weigert sich das System der Massenunterkünfte zum Schutz vor Infektionen zu beenden.
Statt darin einen Skandal oder einen grundsätzlichen Widerspruch zu erkennen, versuchen manche Menschen die aktuelle Situation mit absurden Verschwörungstheorien zu erklären, paktieren auf Demos mit Rechtsextremen und beweisen völlige Ignoranz bestehender Tatsachen.
Auf der anderen Seite haben sich Lohnabhängige gewehrt, weltweit und auch hier. In Italien wurde die nicht notwendige Produktion nur durch Streiks heruntergefahren, in Bornheim bei Bonn traten Erntearbeiter*innen aus Osteuropa in den ersten wilden Streik seit langem. Auch in Dachau protestierten Klinikarbeiter*innen gegen die Zustände und mangelnden Schutz. Die Beispiele sind vielfältig und mehr als man denkt.
Stillstand ist im Kapitalismus nicht vorgesehen, gar nicht möglich. Wer auf dem Rücken von uns Lohnabhängigen Reichtum erwirtschaftet, will weiter reich bleiben. Jetzt wo alle Einschränkungen immer weiter gelockert werden, möchten sie am liebsten einfach so weiter machen wie vorher. Die Folgen der sich anbahnenden Krise sollen wieder auf uns, die diesen Reichtum eigentlich erwirtschaftet haben, abgewälzt werden. Das werden wir nicht zulassen. Die Covid-19 Krise wirkt wie ein Brennglas auf bestehende Probleme. Die Chance die Gesellschaft grundlegend zu ändern müssen wir jetzt wahrnehmen. Nicht erst, wenn es um unsere Existenz geht. Die letzten Monate haben gezeigt, dass eine andere Gesellschaft möglich ist. Wir haben Solidarität bewiesen, haben uns ganz instinktiv umeinander gekümmert. Haben bewiesen, dass wir uns wehren können gegen Ausbeutung oder rassistische Gewalt. Diese Erfahrungen dürfen wir nicht vergessen, wir können darauf aufbauen. Wir können die Verhältnisse so gestalten, dass alle gut leben können. Reichtum ist vorhanden, er liegt nur im Besitz von wenigen.
Es ist genug für alle da
Reichtum vergesellschaften, Armut und soziale Ungleichheit beenden
„Wir sind es, die wir diese Städte und Paläste gebaut haben. Wir können andere Städte und Paläste an ihrer Stelle aufrichten. Und sogar bessere. Wir haben nicht die geringste Angst vor den Trümmern. … hier in unseren Herzen, tragen wir eine neue Welt. Jetzt, in diesem Augenblick, wächst diese Welt.“ Buenaventura Durruti